Saison 11: Saisonnachbetrachtung und Ausblick

„Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“, waren Manager fozlokis einleitende Worte, als er nach zwei Monaten des regen Treibens im Verein mal wieder Zeit fand für ein Interview. „Kurz nach unserem letzten Gespräch hat es uns noch einmal extrahart erwischt, wie sie sicherlich selbst mitbekommen haben.“
Wie geplant wurden Simon (an die Laserboys in der 1. Liga!), Zirme (an die Torfmoor Rangers 08 in der 3. Liga I) und Loos (der sich beim Fünftligisten SV BoBoWa leider nicht sehr wohl fühlt) verkauft.
„Bjarne Simon werden wir weiter beobachten. Ich hätte ihn in der zweiten Liga gesehen, für die erste war er meiner Meinung nach noch nicht weit genug. Aber die Laserboys haben an dem Kauf gut getan. Er schlägt sich hervorragend, und das drei Ligen höher als zu Saisonbeginn. Ich freue mich für ihn und wünsche ihm alles Gute, vielleicht sehen wir uns ja in ein, zwei Jahren wieder!“

Nachdem die drei Spieler am 22.12.2009, praktisch als Weihnachtsgeschenk, die Mannschaft wechselten, hat es Dorstfeld allerdings hart erwischt: „abwechselnd waren unsere Leistungsträger verletzt, unser Niklas Retisch sogar etwa sieben Wochen lang, wodurch meine äußerst knappe Mannschaftsplanung aus dem Dezember hinfällig wurde.“
Ohne Simon, Zirme und Loos war die Mannschaft zu klein, niemand durfte ausfallen. Und wie immer, wenn man so knapp strickt, fielen natürlich in der Folge gleich mehrere Spieler aus. Dorstfeld kratzte sein Geld zusammen, stellte einen neuen Haushaltsplan auf, in dem auch die Vertragsverlängerungen berücksichtigt wurden, und verpflichtete gleich am 26.12.2009 (rechtzeitig zum Spiel) fünf Amateurspieler, die einige Hundert Euro Wochengehalt auflaufen, nachdem man am 12.12. bereits drei günstige Defensivspieler verpflichtet hatte.

„Ohne den Jungs etwas Böses zu wollen: Leistungsträger sind sie nicht und werden sie wohl auch nicht mehr“, so Manager fozloki auch im Hinblick auf das fortgeschrittene Alter der fünf vom Ende des Jahres. „Aber wir brauchten Spieler. Für wenig Geld. Punkt.“ Man hört die Zähne bis hierher knirschen… aber schauen wir uns zunächst die Neuzugänge vom 12.12. an:

„Die drei jungen Abwehrspieler Blutsauger, de Bastardo und Kampers hatten wir ja schon am 12. Dezember geholt. Die kosten nichts (Kampers kostet 50 Euro wöchentlich; Anm. d. Red.), und Kampers schlägt sich auch gar nicht so schlecht. Die drei sollten eigentlich nur ran, wenn die Personalnot in der Abwehr zu groß wird. Aber ungeplant war die Personalnot dann tatsächlich lange Zeit sehr groß, sodass die Jungs zu mehr Einsätzen kamen als geplant.“

Am 26.12. kam mit Henning Gumbolputty ein weiterer Abwehrspieler hinzu, reifer an Jahren und Erfahrung. Auch er musste bereits einige Male ran, ist vom Preis-Leistungs-Verhältnis aber hinter dem jungen Kampers.

Ansonsten wurden noch zwei Mittelfeld- und zwei Sturmspieler verpflichtet, alle vier wie der Manager bereits 32 Jahre alt. „Mit denen habe ich mal zusammen in der C-Jugend gespielt. Daher wusste ich um ihre Qualitäten, und dass sie uns für ein paar Euro helfen würden, wenigstens 11 Leute auf den Platz stellen zu können. Ich hatte da nicht erwartet, dass sich einer der vier im hohen Alter noch plötzlich als überraschender Superstar entpuppt, falls Sie darauf gewartet hatten,“ so fozloki, „es ging einzig darum, eine vollständige Mannschaft aufbieten zu können, ohne weiteren Leistungsträgern aus finanziellen Gründen kündigen zu müssen um mittelmäßige Spieler einzustellen. Ich war immer ehrlich zu den Jungs: sie sind Lückenfüller und werden auch wieder freigesetzt, sobald wir sie nicht mehr brauchen.“

Das Kalkül ging, wie wir heute wissen, auf. Dorstfeld steigt in die dritte Liga auf! Aber sicher war das keineswegs. Nachdem man in der Hinrunde die Liga dominiert hat, ist die Leistung nach Weggang von Zirme, Simon und Loos eingebrochen. Weiter geschwächt durch die Verletzungen und Sperren der Abwehr (Kambs, Fraggle, Retisch, Kostelic, allerdings nie alle vier gleichzeitig) liefen die Spiele von Ende Dezember an desaströs. Erst jetzt, nachdem die Verletzungen in der Abwehr auskuriert sind, fängt sich der Verein langsam wieder.

Die Herbstmeisterschaft am 12. Dezember erreichte man noch ohne Niederlage mit nur zwei Unentschieden, zwei Wochen später war man noch zwei Siege reicher.
Doch 2010 änderte sich das Bild. Gleich das erste Spiel gegen den MSV Osnabrück verlor man unerwartet, zwei Wochen später auch gegen Die Superhelden. Satanas holte wie in der Hinrunde einen Punkt. Damit ist Dorstfeld in der Liga glimpflich davon gekommen, aber die Stimmung im Verein war schlecht.
„Wir haben seit Ende Dezember so viele Spiele verloren, dass wir gar nicht gemerkt haben, dass es in der Liga eigentlich immer noch vergleichsweise gut lief. Wir haben in der Rückrunde nur sieben Punkte abgegeben, damit kann man eigentlich gut leben. Wir haben zwar gegen Vereine in der unteren Tabellenhälfte überraschend verloren, aber wir haben eben auch gegen gute Vereine überraschend gewonnen. Am Ende sind wir klarer Tabellenführer, was uns sehr freut und uns die schwere Zeit Anfang 2010 vergessen macht.“

‚Wovon redet der denn?‘, werden sich vielleicht einige Leser fragen. ‚Jammern auf hohem Niveau‘ haben wir auch schon gehört. Aber außerhalb der Liga lief es wirklich desaströs.

Aus dem IT-Pokal hat sich Dorstfeld beispielsweise nach drei deutlichen Niederlagen ohne auch nur einen Punkt bereits in der Vorrunde verabschiedet. Der Fünftligist BSG Traktor Brehna konnte es gar nicht fassen und hat seitdem auch alle Testspiele bis auf eins gewonnen.

Von Anfang Januar bis Anfang Februar hat Dorstfeld in 17 Testspielen nur einen einzigen Sieg errungen.

„Im Nachhinein kann man darüber lachen, die Testspiele sind ja eigentlich egal. Aber sie waren psychisch sehr belastend! Als negativer Beigeschmack bleiben einzig der Weggang von Bjarne Simon und das klägliche Ausscheiden aus dem Pokal. Mit letzterem kann, mit ersterem muss ich leben.“ Ach herrlich, dass hört sich doch nach Fußballer-Plattitüden an! „Dafür konnten wir alle anderen Verträge verlängern, das ist doch was!“ Ja, vor allem auf die starke Abwehr mit Fraggle und Retisch ist der Verein stolz.

Und die Pläne für die Zukunft? „Jetzt werden wir noch versuchen, zwei ordentliche Spiele abzuliefern, schließlich geht es diese Woche gegen den Tabellenzweiten. Den möchten wir nicht bevorzugen, das wäre unfair. Den werden wir also auch noch wegputzen, um klar herauszustellen, dass wir zu recht Tabellenführer sind!“
Nun, das meinten wir nicht… wie sieht es nach der Saison aus? Bleibt fozloki in Dorstfeld? „Ja klar! Ich hatte zwar bereits einige Angebote von anderen Vereinen, aber erstens kann ich das nicht verstehen, so viele Fehler wie ich in Dorstfeld gemacht habe, und zweitens hängt mein Herz an Dorstfeld. Ich wohne hier seit sechs Jahren, seit Januar 2009 bin ich Trainer. Und jetzt nach dem Aufstieg wird es doch erst richtig spannend! Ich habe noch nie eine Drittligamannschaft geführt, das wird eine richtige Herausforderung. Es fängt schon damit an, dass ich nicht weiß, wieviel Sponsorengeld fließen wird, ob mehr Fans ins Stadion kommen, etc pp — und noch viel spannender für mich wird der Umbau der Mannschaft. Momentan haben wir eine Handvoll unglaublich tolle Spieler, aber mindestens doppelt so viele Spieler auf Kreisliganiveau. Die letzte Zeit hat gezeigt, dass das nicht funktioniert. Ich muss also zusehen, wie ich mehr Qualität in einen besseren und gleichzeitig ausgeglicheneren Kader bekomme. Und das wie immer mit wenig Geld. Ich freue mich auf die Arbeit und die Herausforderung!“

Wir auch.


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