Salzige Heringe
VI. Technik
…bringt auch Probleme mit sich. Das Automobil war eine sensationelle Sache, leider haben wir in einigen Jahrzehnten keinen Treibstoff mehr. Aber das stört niemanden. In den USA ist Sprit so billig, daß auf der einen Seite die US-Amerikaner mehr fahren als nötig und zweitens die amerikanischen Hersteller keine Notwendigkeit sehen, effizientere Motoren mit kleinerem Hubraum zu bauen. Heute ist Freitag. Dienstag bekomme ich meinen neuen Opel Corsa Advantage, mit unter 1000 ccm Hubraum, trotzdem 55 PS. 3 Zylinder, verbraucht angeblich unter sechs Liter Super auf 100 km. Ich habe 18000 km gefahren, nur dieses Jahr. Ich bin einer von einigen Milliarden Menschen auf der Welt, ich allein habe im letzten Jahr fünfzehn Hektoliter (!) Super bleifrei verbraucht. Das sollte man sich einmal durch den Kopf gehen lassen. Im ernst jetzt.
Davon abgesehen macht uns das Automobil noch viel tiefer gehende Probleme. Unsere Gesellschaft erstickt im Stau, Frust macht sich auf der Straße breit, man ist genervt beim Autofahren, man ist genervt, wenn man zu Hause, an der Universität oder auf der Arbeit ankommt. Man freut sich auf sein Fläschchen Bier, möchte andere Verkehrsteilnehmer manchmal töten, oder zumindest schlagen. Man verbringt lieber eine Viertelstunde mit Parkplatzsuche als mit der S-Bahn zu fahren. Das ist natürlich nicht generell gemeint, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Mein Vater würde sich beispielsweise eher ein Taxi nehmen, als mit der Bahn zu fahren. Für mich war das Auto mehr eine Chance. Von hier bis zur Behinderten-Schule waren es sieben bis neun Minuten mit dem Auto, aber eine Stunde mit Bus und Bahn. Seit ich an der Uni bin fahre ich auch wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Monate vorher nicht. Man wird bequem, möchte sich individuell bewegen. Auch wenn es objektiv mit der S-Bahn oft schneller und einfacher ist. Zur Universität kann ich gar nicht mit dem Auto fahren, denn da sind ab acht Uhr morgens keine Parkplätze mehr frei. Wirklich keine. Man muß dann schon mal eine Weile laufen. Das habe ich gerade heute gemerkt. Bei drei Grad Celsius, um kurz vor acht abends. Ohne Jacke natürlich, die vergesse ich oft. Im T-Shirt, um den Nullpunkt… Mir wird kalt. Anderes Thema. Ich habe gerade meine Homepage verbessert, deshalb war ich so lange an der Uni. Als nächstes muß ich sie noch ein wenig ausgestalten, den Leuten einen Grund geben, sich meine Homepage anzusehen. Schade finde ich, daß man nur über diese dämlichen Terminals an den sx2-Rechner herankommt (mein Server), denn erstens kann ich dort weder Dateien von Festplatte auf Diskette noch andersherum speichern, und zweitens läuft auf den Rechnern UNIX, womit ich mich überhaupt nicht auskenne. Das heißt, daß ich zu Hause wesentlich bessere Internet- Seiten erstellen kann, doch hier kann ich sie nicht gebrauchen und auf mein Terminal bekomme ich sie nicht. Ach ja, jetzt quassel ich Sie nur mit meinen Problemen voll, dabei war ich doch gerade beim Individual-Verkehr. Aber keine Sorge, zum Internet komme ich auch noch mal zurück, wenn auch unter einem anderen Gesichtspunkt.
Jedes Jahr liest man wieder, wie viele Kinder von Autos überfahren wurden, welchen volkswirtschaftlichen Schaden Verkehrsunfälle angerichtet haben, wie viele Menschen gestorben sind. Dabei wird noch oft vergessen, in wie weit wir die Natur zerstören. Damit meine ich nicht nur, daß Millionen von Quadratmetern mit Asphalt bedeckt sind statt mit Wäldern, daß die Abgase unsere Atmosphäre schädigen, daß die Menschen unter den Abgasen und unter den Folgen der Umweltzerstörung leiden. Man sollte sich mal in einen Hasen, einen Igel, eine Kröte oder einen Hirsch versetzen. Tiere sind die Verlierer unserer Zivilisation, auch wenn ich persönlich das nicht so schwarz sehe, wie man es vielleicht tun sollte. Eins steht fest: wir können nicht ewig so weitermachen. Die Gründe liegen auf der Hand. Die Ressourcen werden knapp, der positive Effekt der Atmosphäre auch. Außerdem hat man meiner Meinung nach bisher verpaßt, die Jugend umzuerziehen. Das wäre nicht das Problem. Natürlich würde die Jugend von morgen auch mal mit dem Auto fahren, aber jedes Prozent Verbesserung zählt. Ich habe es jedoch so empfunden, als ob sich die heutige Jugend selbst erziehen würde. Die Wege zur Schule werden immer länger, Kinder fahren immer früher mit dem Bus und sind dadurch an den ÖPNV gewöhnt. Trotzdem boomt die Auto- Industrie seit letztem Jahr, teilweise erfahren die Hersteller zweistellige Zuwachsraten. Der ÖPNV boomt nicht gerade, auch wenn er kontinuierlich (d.h. langsam, aber stetig) verbessert wird.
Den größten Boom gab es in den letzten Jahren im Internet. Da sind wir also wieder beim Thema. Aber was soll man dagegen tun, daß auf der einen Seite hunderte von Anbietern pornographische Bilder, auch von Kindern, und Angebote zum Kauf von Kindern („Entsorgung inklusive“) ins Internet schicken und auf der anderen Seite Millionen von Kindern ohne Probleme an diese Seiten herankommen? Hilflosigkeit. Verständlich. Kein Provider der Welt kann alle Homepages seiner Kunden überprüfen. Wären eventuell Stichproben angebracht? Das nützt nichts gegen normale Pornographie. Minderjährigen dürfen keine pornographischen Bilder angeboten werden, die Anbieter aber sichern ihre Pages nur soweit, daß ein „Surfer“ sein vermeintliches Alter eintippen muß oder ähnliches. Ich bin der Meinung, das reicht nicht, bin jedoch hilflos, wenn ich über eine Lösung nachdenke. Sollte man jedem Internet-User der Welt eine ID geben, unter der das Alter und das Herkunftsland gespeichert ist? Ist das rechtlich und logistisch möglich? In der Oktober-Ausgabe der PC-Zeitschrift CHIP war eine CD-ROM mit AOL-Zugangssoftware und Treibern eingeklebt. In einem Unterverzeichnis zwei pornographische Bilder, eines etwas härter, das andere noch etwas mehr. Man merkte es erst, als ein Leser diese zufällig entdeckte, nahm die Ausgabe aus dem Handel, legte einen Gutschein für eine CD-ROM ein und brachte das Heft wieder in die Läden. Die Abonnenten aber haben die Zeitschrift schon am Erscheinungsdatum in Händen, die Rückholaktion nutzte wenig. Süddeutsche und FAZ meckerten über CHIP, nannten aber ihrerseits die Dateinamen. CHIP schrieb mehrere Seiten in der nächsten Ausgabe, entschuldigte sich und schob die Schuld auf Unbekannt. Anzeige gegen Unbekannt wegen Einbruch in das Computersystem. Anzeige eines Lesers gegen CHIP wegen Verbreitung pornographischer Bilder. Super. Macht euch ruhig fertig. Was bringt es? Die Ursache sollte behoben werden. Erwachsene sollten ihre Bedürfnisse über das Internet befriedigen können, Minderjährige jedoch müssen daran gehindert werden.
Die Stadt Dortmund und die DEW (Dortmunder Energie und Wasser, Tochter von VEW und den Stadtwerken) haben in Eichlinghofen doch tatsächlich das größte Windkraftwerk NRWs gebaut. Na gut, die Auslastung lag noch nie über 2-3% der Maximalleistung, aber Hauptsache wir haben so etwas. Übrigens finanziert per Bürgeranleihen. Magerer Zins, Ausschüttungen ab einer bestimmten Jahresleistung, die aber in den nächsten hundert Jahren nicht annähernd erreicht werden wird. Hauptsache gutes Image, von wegen regenerative Energien und so. Daß so ein Windkraftwerk auch hergestellt werden muß, und das natürlich Energie verbraucht und die Umwelt belastet ist offensichtlich irrelevant.
Gerade eben habe ich die Hyperlinks in das Dokument installiert. Das heißt, daß dieses Dokument nicht bloß ein Schriftstück ist, wie früher, sondern, daß man es mit einem Textverarbeitungsprogramm öffnen kann und mit einem Klick auf eine der E-Mail-Adressen mir eine Nachricht schicken kann. Bei Klick auf meine Homepage-Adresse wird automatisch meine Homepage geladen. Dies alles war vor einem einzigen Jahr noch unvorstellbar. Ich wußte es bis gerade eben auch nicht. Die zahlreichen Illustrationen sind übrigens mit einem Scanner erfaßt worden, den ich mir vor einiger Zeit angeschafft habe. Vor einigen Jahren war so etwas nicht denkbar, höchstens zum Preis von über 10000 DM. Trotzdem darf man nicht vergessen, daß nichts perfekt ist. Nichts. Vor allem nicht in der Technik. Dort gibt es nie etwas Vollkommenes, gerade im Bereich Computer ist der Fortschritt rasend.