Salzige Heringe
VII. Gesellschaftliche Entwicklung und Soziologie
Noch Kapitel IV in Erinnerung? Es ging um den Bombenanschlag auf das Empire-State-Building. Der damals zweithöchste Wolkenkratzer der Welt – mittlerweile stehen die höchsten Gebäude in Singapur und Hong Kong – hielt stand, aber es entstand ein Schaden von gewaltigen Ausmaßen. Leider kann ich mich nicht recht entsinnen, wie viele Personen zu Schaden gekommen waren. Jedenfalls bekamen die Terroristen 25 mal Lebenslänglich und eine Geldstrafe von 150 Millionen Dollar oder so. Ähnlich konsequent wurde der Terrorist von Oklahoma City bestraft, der ein FBI-Gebäude sprengte und so Hunderte von Menschen tötete. Man war sich selbst zum Ende der Verhandlung hin immer noch nicht ganz sicher, ob er es war oder ob er nur ein abgedrehter Nazi war, der damit gedroht hatte, aber er wurde schließlich doch zum Tode verurteilt. Bis zur Hinrichtung wird wahrlich noch einiges an Sand durchs Land streichen, wie in den USA üblich.
In Japan gab es vor einigen Jahren ähnlich gewaltiges. Eine Sekte ließ Giftgas in U-Bahn-Tunnel, Hunderte starben, mehr wurden schwer verletzt. Es dauerte einige Wochen, bis der Führer der Sekte gefaßt war. In der Zwischenzeit mehrere Tausend Polizisten und Soldaten in den Tunnels und Bahnen. Aber die USA kann natürlich noch wesentlich mehr aufweisen. David Koresh beispielsweise führte als Anführer einer Sekte seine ganze Gefolgschaft, über 100 Personen, in den Tod. Als das FBI ihre Farm stürmen wollte zündeten Koresh und seine Anhänger diese und damit sich selbst an. Sie verbrannten alle. Man machte dem FBI Vorwürfe, aber meiner Meinung nach trägt dies keine (oder nur geringe) Schuld. Die Ursache sind sie keinesfalls, aber was zum Teufel ist denn die Ursache für Terrorismus, Sekten, Massen-Selbstmorde, Vergewaltigungen von Kindern (und Frauen), für alles Unverständliche in der zivilisierten Welt? Drehen wir alle am Rad? Ist dieser Text nicht schon ein Zeichen dafür, daß ich ein Psychopath bin, ein Asozialer?
Was war mit Charles Manson? Mit allen anderen Amokläufern? Vor etwa zwei Jahren stürmte ein Deutscher eine Grundschule, bis an die Zähne bewaffnet. Steckt da irgend ein Sinn hinter? Was zum Teufel ist die Ursache? Das zum Teufel war jetzt nicht wörtlich gemeint. Wer meint, der Teufel habe etwas damit zu tun, der scheint mir nicht ganz helle zu sein, Entschuldigung. Ist jetzt nicht persönlich gemeint, aber jeder sieht jawohl ein, daß religiöse Aspekte höchstens indirekt, in Form einer Sekte oder religiösen Fundamentalismus, etwas damit zu tun haben. Was ist überhaupt mit den Fundamentalisten, die sich selbst verbrennen oder zusammen mit einigen Passanten in die Luft sprengen? Wo ist da der Selbsterhaltungstrieb geblieben? Es kann doch nicht wahr sein, daß sich Leute auf diese Weise ums Leben bringen. Bei normalem Selbstmord bin ich da etwas anderer Meinung, da für mich zu allererst die Selbstbestimmung zählt, aber andere mit in den Tod zu reißen, das ist etwas anderes. Ich bin in diesem Zusammenhang auch gegen Todesurteile. Erstens bin ich allgemein gegen Mord und sehe zweitens auch nicht ein, weshalb eine Hand voll Geschworene oder Richter über das Leben oder den Tod eines Menschen entscheiden sollten. Drittens ist ein Todesurteil ja mehr eine Befreiung für die Verurteilten. Zum Beispiel Empire-State-Building. Ich denke einfach, daß diese Terroristen ihr Leben lang hinter Gitter sitzen sollten, damit sie merken, daß sie nie wieder ein normales Leben führen werden. Ewig sollen sie brummen, ewig.
Ich freue mich schon auf das nächste Jahrtausend. Irgendwann, etwa 2020 oder so, werden die CIA-Aktenüber den Mord an John Fitzgerald Kennedy (J.F.K. oder John F. Kennedy) endlich für die Öffentlichkeit freigegeben. 75 Jahre mußte man dann warten. Die CIA hat extra so eine lange Frist eingebaut, damit niemand mehr leben wird, der Dreck am Stecken hat und eventuell strafrechtlich oder von Personen verfolgt werden könnte. Ist das nicht witzig? Nein, das war rhetorisch! Anstatt die blutige Wahrheit zu veröffentlichen, werden erst die Enkel sie erfahren, vielleicht sogar eher die Urenkel. Ist das Demokratie? Super, USA! Du bist unser Vorbild! Ist es denn nicht so? In den letzten Jahren haben wir Deutsche glücklicherweise erkannt, daß in den Staaten auch kein Gold auf den Bäumen wächst, aber trotzdem haben uns die Amerikaner, unsere ehemaligen Besatzer und somit wohl auch Erzieher, geprägt. Die amerikanische Wirtschaft floriert wieder, während wir hier 4,4 Millionen Arbeitslose haben. Na gut, die meisten Jobs in den USA sind so miserabel bezahlt, daß alle Familienangehörigen ein bis zwei Berufe haben müssen, um über die Runden zu kommen, aber was soll es denn! Nur, weil ein fünftel aller US-Amerikaner unter der Armutsgrenze liegen (das sind immerhin 50 Millionen Menschen), nur, weil es dort noch immer Rassenunruhen gibt, nur, weil die Gesellschaft total verdreht ist, würde ich doch nicht auf die USA schimpfen. Nein, jetzt mal im ernst. Man kann die amerikanische Entwicklung weder positiv noch negativ sehen, sie hat große Vorteile, aber auch Nachteile. Die Löhne sind mickrig, aber zumindest haben die meisten Arbeit, was auch den Staat entlastet. Ist doch gar nicht so schlecht. Ich würde lieber weniger verdienen, als arbeitslos zu sein. Aber die schlechte Bezahlung in den USA ist recht extrem. Wenn ich ehrlich bin, wäre mir das immer noch lieber als unsere Situation in Deutschland. Es ist pervers, paradox. Unsere Wirtschaft ist zwar nicht mehr ganz so elitär wie noch vor zwanzig Jahren, in der Rangliste aller Staaten sind wir doch recht stark gefallen (ich bin mir nicht sicher, aber in etwa von Platz 3 1980 auf jetzt Platz 15), aber im Prinzip geht es uns nicht schlecht. Wir haben nur eine falsche Gesellschaftsform. 10% aller Deutschen besitzen die Hälfte allen Vermögens. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand viel verdient, sich alles leisten kann, ohne auf Preise achten zu müssen. Aber viele Deutsche haben wesentlich mehr Geld, als sie und all ihre Verwandten und Bekannten jemals benötigen werden. Es müßte irgendwie gewährleistet sein, daß dieses Geld auf den recht großen Teil der Bevölkerung verteilt wird, der unter oder nahe der Armutsgrenze lebt. Bei besserer Verteilung ginge es allen besser. Das Prinzip des Shareholder-value ist natürlich eher die Ursache für die Arbeitslosigkeit und die finanziellen Probleme vieler Deutscher, außerdem kann man das Problem auch positiv betrachten. Die Gesamtheit der Deutschen besitzt mehr Geld als jemals zuvor (na gut, die Verteilung ist etwas anders), die Produktivität ist enorm. Nur leider sind die Menschen überflüssig geworden. Ausgelöst durch hohe Löhne und Lohnnebenkosten passierten zwei Dinge. Erstens wurde Produktion ins Ausland verschoben, was auf den Wunsch zur Gewinnoptimierung zurückgeführt werden muß. Zweitens wurden Millionen und Milliarden in die Rationalisierung gesteckt, d.h. intensivere Arbeit und Maschinisierung. Die Maschinisierung bringt natürlich indirekt auch Arbeitsplätze, außerdem sind wir durch sie technologisch noch weiter fortgeschritten, aber was sollen wir tun, wenn nicht arbeiten. Nicht nur, daß die Arbeitslosen kein Geld verdienen, sie haben auch keine Aufgabe mehr. Schon seltsam. Gesamtwirtschaftlich gesehen sind wir so gut, daß wir nicht mehr alle arbeiten müssen, aber praktisch ist die Arbeit nicht nur schlecht verteilt, sondern eine Umstrukturierung ist schwerer als auf den ersten Blick zu erwarten. Ich wäre dafür, die vorhandene Arbeit besser zu verteilen, was zwei direkte Vorteile hätte: jeder hätte eine Beschäftigung und jeder hätte viel Freizeit. Perfekt, oder nicht? Ja, aber wenn wir weniger arbeiten, bekommen wir auch weniger Geld. Aber ich bin der Meinung, daß dies kein wirkliches Problem darstellen würde. Der Staat würde nicht nur ein wenig mehr an Steuern und Sozialabgaben einnehmen, vor allem die Ausgaben der Bundesanstalt für Arbeit sänken drastisch. Die Verschuldung des Staates würde abnehmen, die Steuern könnten gesenkt werden. Statt 5000,- brutto und 3300,- netto wären es dann vielleicht 4000,- brutto und 3200,- netto. Ist doch in Ordnung, oder nicht? Voraussetzung dafür ist natürlich, daß die Möglichkeit, Überstunden zu machen, eingeschränkt wird. Außerdem sollten auch die beitragsfreien 610 DM-Jobs pauschal mit 10% oder so besteuert werden. Nicht, daß das dem Staat enorme Einnahmen bringen würde, aber vielleicht würde die Zahl der Nebenjobs zurückgehen, vollwertige Arbeitsplätze würden geschaffen. Im Prinzip wäre es eventuell sinnvoll, eine Begrenzung des Anteils der Nebenjobs in einer Firma einzuführen, doch da gibt es leichte Probleme. Aus eigener Erfahrung weiß ich nämlich, daß vor allem karikative Betriebe und beispielsweise Sozialstationen nicht ohne die Nebenjobs über Wasser bleiben könnten. Da müßte der Staat Anreize geben, ob positive oder negative. Leider ist die Steuerreform ja geplatzt, das hätte den Steuerzahler schon einmal entlastet, wäre also ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen, aber darüber habe ich ja schon an anderer Stelle geschrieben.
Wenn Sie eine meiner genannten Thesen widerlegen können, wenn Sie Anregungen bieten können oder einfach nur einen Kommentar zu meiner Meinung loswerden wollen, dann senden Sie mir bitte eine E-Mail an mich, ich freue mich schon darauf, da ich auch gerne andere Meinungen zu dem Thema hören würde. Ich sehe nämlich das Problem, daß sich niemand mehr für solche Themen interessiert. Unsere Gesellschaft ist einfach nicht politisch und wirtschaftlich interessiert, vor allem nicht informiert, sonst würde es vielleicht schon anders aussehen hier in Deutschland. Es gibt natürlich solche und solche, gerade in Deutschland kann man nicht alle Heranwachsenden über einen Kamm scheren. Selbst an der Universität merkt man doch, daß jeder Mensch ein Unikat ist. Die meisten Studenten, vor allem in der Wirtschaftsmathematik, sind „feine Pinkel“, einer ist in der CDU und der Kirche, andere haben eine eigene Wohnung, ohne jemals in ihrem Leben gearbeitet zu haben. Aber es gibt genauso Leute, die schon einige Jahre gearbeitet haben, die auch gerne harte Musik hören, die rauchen, trinken, die Vorlesungen schwänzen, Analysis nicht verstehen.
Ab einem gewissen Alter kann man so wie so mit fast allen Menschen halbwegs vernünftig umgehen. Aber bei Jugendlichen ist das anders. Es gibt welche, denen würde ich die Teilnahme an den Wahlen ab 16 gestatten, es gibt Schachmeister und Teilnehmer am „Jugend forscht“- Wettbewerb, aber es gibt auch Banden, Türken, die mit Steinen auf dein Auto werfen und dich bedrohen, Kurden, die Innenstädte verwüsten und Autobahnen blockieren. Na gut, jetzt schweife ich etwas ab. Mit den Türken haben wir echt ein kleines Problem hier in Deutschland. Die meisten erwachsenen Türken leben wie wir Deutschen auch, obwohl sie anders erzogen und aufgewachsen sind. Das ist sicherlich nicht einfach. Schließlich läuft das Leben hier anders ab, auch die Gesellschaft besitzt andere Normen, andere Werte. Die Jugendkriminalität ist bei Ausländern einfach höher, das ist bewiesen. Aber liegt das an den Ausländern? Meiner Meinung nach entsteht ein großer Teil der Jugendkriminalität durch gesellschaftliche Isolation und Armut. Leider gibt es nicht sehr viele reiche Türken, die meisten der Väter sind Arbeiter, die Mütter Hausfrauen. Die Familien sind recht groß, der Platz in der Wohnung reicht nicht unbedingt. Außerdem wohnen viele Türken in „billigen Wohngegenden“, alte Zechenhäuser schlechter Qualität, meist im Ghetto. Junge Türken wachsen mit anderen jungen Türken auf, Deutsche lernen sie meist erst in der Schule kennen. Durch die mangelnde Schulbildung ihrer Eltern schaffen es nur extrem wenige Türken auf Gymnasien oder gar die Hochschule, was ich sehr bedauerlich finde. Ich will natürlich nicht verallgemeinern. Ich kenne auch Türken und Polen, die praktisch nicht von Deutschen zu unterscheiden sind. Damit meine ich nicht überragende Intelligenz. Sie sind einfach normale Leute. Bei den Italienern, Griechen und anderen sieht es so wie so wieder anders aus. Ich hatte sowohl Griechen, als auch einen Italiener, einen Polen und eine Iranerin in der Stufe, und alle waren hochintelligente, sozial integrierte Leute. Aber leider gibt es Gegenden in Dortmund und anderen Städten, wo man sich nicht gerade sicher fühlt. Die Nordstadt Dortmunds beispielsweise erlebt die meisten körperlichen Verbrechen in der Region. Dort leben Arbeiter, einfache Leute, viele Arbeitslose. Der Anteil der Ausländer liegt bei etwa 20%, davon sind die meisten Türken, die einst im Stahlwerk gearbeitet haben. Fazit: auch wenn die Türken an sich weit von unseren gesellschaftlichen Normen entfernt sind, so haben sie sich doch angepaßt. Die hohe Arbeitslosigkeit durch mangelnde bzw. schlechte Bildung verursacht aber soziale Mißstimmung, die sich oft in Schlägereien, Überfällen, Anmachen äußert. Die Schuld dafür ist aber nicht (oder nur zu einem sehr geringen Anteil) in der türkischen Kultur zu finden, Schuld ist vor allem das Fehlen von Perspektiven. So ergeht es allerdings auch vielen Deutschen. Allen sollte man helfen.