Hope2

3. MOD

Ein heruntergekommener Mann, der wohl etwa Anfang dreißig war, schlurfte in durchnäßter Kleidung, die der Mode schon lange entwichen war, durch die Straßen der Südstadt. Niemand beachtete den Mann sonderlich – man hielt nur Abstand. Es hatte den Anschein, als ob selbst die Überwachungskameras, die jeden Winkel der Stadt einfangen konnten, sich nicht für ihn interessierten.

In einem Bürogebäude, welches vor langer Zeit von einer Anwaltskanzlei gebaut worden war, war das MOD untergebracht, was Militärischer Observationsdienst bedeutete.
„Na, Jackson, wie war der Urlaub?“ rief ein mondgesichtiger, aber nett aussehender Mann Ende 50 aus seinem Büro heraus in den mit schummrigem Licht spärlich erleuchteten Gang, in welchem ein untersetzter Herr Jackson mit den Händen in den Jackentaschen entlangschritt.
„Viel zu kurz, wenn ich dein Gesicht sehe,“ entgegnete dieser, gerade an seinem Büro angekommen.
Auf der Glastür stand in schwarzen Buchstaben `Lebensmitteldiebstahl und Mord`. Leutnant Jackson blickte sich nicht zu seinem Kollegen um, der ihm gerade wieder einmal entgegengekommen war und den er auch nicht das erste mal beleidigt hatte. Dadurch konnte er nicht sehen, wie dieser eine abfällige Handbewegung in seine Richtung machte. Aber es wäre ihm auch egal gewesen. Er mochte Brooks nicht, genauso wenig wie die meisten anderen seiner Kollegen im MOD. Jackson hielt sich nicht für den besten, aber für den intelligentesten Soldaten dort.
In seinem Büro angekommen riß er sofort sein Fenster auf. Er war stolz darauf, daß er überhaupt ein Fenster in seinem Büro hatte, denn die äußeren Räume waren eigentlich fast ausschließlich den hohen Tieren vorbehalten. Als er sich gerade setzen wollte, schaltete sich sein Terminal automatisch ein und eine Stimme sagte „Pünktlich, wie man sieht. Hier ist ihr Fall, Jackson. Meldung bei Abschluß der Akte, bitte.“
Das Gesicht seines Vorgesetzten verschwand vom Bildschirm und es tauchte ein virtuelles Register auf, auf dem sichtbaren Deckblatt stand oben „MOD-A-1(Mord); Zentrale Südstadt“, darunter „Akte 3612-04/02-74234A13“. Jackson zündete sich eine Zigarre an und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Weiter“, sagte er, woraufhin das zweite Register sichtbar wurde. Dort war sein Name als Bearbeiter eingetragen, als Tatbestand Mord am gemeinen Soldat Henry Gobel. Darauf stand offiziell die Todesstrafe. Inoffiziell, so wußte man als Leutnant, wurde man lebenslang – was dann meist nicht sehr lange war – in ein Arbeitslager gesteckt oder für viel Geld an Pharmakonzerne verkauft. Das stand in der Befugnis seiner Vorgesetzten, aber man wollte es nicht öffentlich werden lassen.
Plötzlich weiteten sich ruckartig seine Augen. Als Täterbeschreinung war nichts angegeben, bis auf ein Verweis auf die visuellen Aufnahmen. Jackson prüfte sofort die Aufzeichnungen, ob die ID-Erkennung der zwei in der Nähe des Täters befindlichen Kameras fehlerhaft war, doch wie er erwartet hatte mußte es sich hier um einen Nil handeln, jemanden ohne ID-Implantat. Er überflog noch eben den Rest der Aufzeichnungen und ging dann ins Labor, da er nicht Stunden warten wollte, bis die Ergebnisse der Tests in die Akte eingetragen waren. Jackson war einer der wenigen Soldaten, die noch manchmal im Labor oder am Tatort erschienen. Viele arbeiteten nur mit Hilfe der Akte, aber Jackson vertraute lieber seinen eigenen Schlußfolgerungen als denen von Laboranten, Ärzten, Soldaten und Detektiven. Er war ein wenig altmodisch, d.h. eigentlich war er nur ein Egozentriker.
Unten angekommen wartete eine Überraschung auf ihn.
„Hey, Herb. Seit wann haben wir uns nicht mehr gesehen?“ fragte ihn ein Arzt, den er im kalten Gang traf.
„Sam, hi,“ sagte der sichtlich erfreute Jackson, „wie geht‘s? 10 Jahre Abschluß war glaube ich das letzte mal, nicht wahr? Was machst du hier?“
„Arbeiten. Seit gestern. Ich wurde zum letzten März bei MetroDine gekündigt, da ich für das MOD spioniert habe. Ich weiß immer noch nicht, wie die das herausgefunden haben.“
„NSO?“ – „Nein, nur MOD. Die Nationale Sicherheits-Organisation hätte mir schon den Kopf abgerissen, nur weil ich es dir gerade erzählt habe. Das MOD hatte mich Anfang des Jahres angesprochen, ob ich ihnen helfen könne. Ein Kollege von mir hatte eine gefälschte ID, ich habe DNS-Proben besorgt. Leider glauben anscheinend meine Vorgesetzten, ich würde selbst sie ausspitzeln, wenn das Geld stimmt. Na ja, ich habe dann so gemeckert, daß der MOD mich eingestellt hat, obwohl ich hier etwas weniger verdiene. Dafür habe ich hier keinen Streß und habe mehr Freizeit. An deiner Uniform sehe ich, daß du hier schon länger arbeitest, was?“
Jackson legte seinem alten Freund seine Hand auf die Schulter und ging mit ihm in einen hell beleuchteten Raum etwa zehn Meter weiter. Es war ein Aufenthaltsraum, den sie erreichten, spärlich eingerichtet und stark verraucht. Jackson zog zwei Kaffee und setzte sich zu seinem Freund Sam Hayito, mit dem er zusammen auf der Universität war. Sam hatte angewandte Genetik studiert, Herbert Jackson angewandte Kriminologie.
Sie saßen einige Minuten da und unterhielten sich ein wenig über ihre Arbeit und die guten alten Zeiten, aber als Jackson seinen Kaffee ausgetrunken hatte verabschiedete er sich, sagte Hayito noch, er sei so oft hier, daß man ihn zu Hause nur selten erreichen könnte, und verließ dann den Raum. Den Geschmack der guten und sehr teuren Zigarette auf der Zunge, die er von Sam bekommen hatte, überlegte er, ob und inwieweit sich das Verhalten des Freundes verändert hatte. Seine Freundlichkeit wirkte ein wenig gestellt, so kam es ihm nach ein paar Gedankengängen vor. ‚Der arme Sam hat wahrscheinlich viel Streß‘ – dachte er so bei sich. Er erinnerte sich daran, wie er vor drei Jahren durch Zufall erfahren hatte, daß Sams Tochter verschwunden sei. Mit einem mitleidvollen Gefühl in seiner Magengegend erreichte er den Labortrakt. Ihm fiel plötzlich ein, daß er nicht nachgesehen hatte, welcher Laborarzt den Fall untersuchte. Er ging also zum nächsten Terminal, zog seine ID- Karte durch und verifizierte sie durch einen Fingerabdruck. Er brauchte drei Versuche, da der veraltete Blechkasten so verdreckt war, daß er die Fingerabdrücke gar nicht mehr richtig erkennen konnte. Untersucht wurden für diesen Fall die Leiche des gemeinen Soldaten Henry Gobel und dessen Schlagstock, in Fachkreisen nur Stick genannt. Beides untersucht vom gleichen Arzt, Doktor h.p. Jaques Bissent. Das ‚h.p.‘ stand für irgend etwas lateinisches oder so, auf jeden Fall bedeutete es, daß dieser Bissent leitender Arzt war. Nicht der Chef hier, aber jemand, der sich normalerweise mit wichtigeren Themen beschäftigt.

Es wurde langsam dunkel, was ihn eigentlich nicht störte. Heute schon, er hatte nämlich immer noch keinen Platz zum Schlafen gefunden. Es hatte sich viel verändert, seit dem er das letzte mal auf der Straße geschlafen hatte. Mittlerweile schien es, als ob man sich selbst hier etwas mieten müßte. An den Verkehrsstraßen liefen Soldaten Patrouille, die Penner sofort gefangen nahmen. In den Nebenstraßen war die Hölle los. Die warmen Ecken und Müllcontainer waren alle belegt. Er konnte sich nur noch aussuchen, ob er in den Straßen überfahren werden wollte oder ob er Erfrieren vorzog. Er hatte sich zwischenzeitlich etwas beruhigt, doch jetzt war er wieder genervt. Ein guter Tag zum Sterben.
Er kam an einem Rohbau vorbei, der leider sehr gut abgesichert war. Er sah eine Kamera, wie sie ihn verfolgte. Schade. Als er gerade um die nächste Ecke bog kam ihm eine Idee. Er hob eine Stahlstange auf und ging weiter. Leider hatte er jetzt das Problem, daß ihn Kameras verfolgten. Er überlegte, wie er die Kameras abschütteln sollte. Oder mußte er das überhaupt?
Er ging zum Südmarkt, vielleicht konnte er sie da abhängen. Und wenn nicht, so würde er dies auch überleben. Es war schlimm. Durch diese totale Überwachung trauten sich die Leute überhaupt nicht mehr, auf der offenen Straße irgend etwas anzustellen. Dadurch fielen Kleinigkeiten viel eher auf. Vor einigen Jahren gab es hier in der Gosse noch keine Kameras. Er hoffte, daß es am Markt und in der Umgebung noch keine gab. Dort waren die Straßen so überfüllt mit Menschen, daß Kameras nichts nützten. Jetzt fiel ihm ein, daß er sich beeilen sollte, denn es konnte schließlich sein, daß einer der Überwacher auf die Idee kam, sein Vorstrafenregister zu überprüfen. Nun, sein Vorstrafenregister war zwar leer, aber auch nur, da er offiziell nicht existierte. Wenn der Kamerasensor versuchte, seine ID zu erfassen, dann würde es Ärger geben. Wer weiß, ob nicht eine Streife in der Nähe war. Er ging schneller, atmete schneller. Sein Atem war so viel wärmer als die umgebende Luft, daß er vor Dampf kaum noch den Weg vor ihm sah. Es war dunkel, kalt, feucht. Er hatte nur ein ekelhaft feuchtes Hemd an, das ihm an der Haut klebte, und seine Schuhe hatten es schon vor einiger Zeit aufgegeben, das Wasser abzuweisen. Er fühlte sich miserabel.
Plötzlich hielt etwas seine rechte Wade fest, was ihn wieder wachrief, aus seinen Gedanken holte.
„Hey, geh nich‘ weiter hier,“ sagte ein rechts neben ihm auf einer Pappe liegender Stadtstreicher mit einer alten, rauchigen Stimme. „Oder du riskierst deine Gesundheit. Nur so als Tip. Nicht böse gemeint, Mann.“
Er ließ wieder los. Ash ging weiter. „Oh, Mann. Du wirst nicht so alt wie ich“, sagte der Penner, ohne Ash damit überreden zu können. Du wirst nicht so alt wie ich.
Ash ging mehrere Minuten, ohne daß ihm etwas auffiel. Er achtete aber auch nicht sehr auf seine Umgebung. Die Gassen waren hier stärker bevölkert. Seine Stange mußte er jetzt unter seiner Kleidung verstecken. Clubs, Kneipen, Imbißbuden, Straßenhändler, alle ließen sie sich nicht von der fortgeschrittenen Uhrzeit beeindrucken. Nachts war hier meist mehr los als im Hellen, was die allermeisten normalen Bürger – wobei als normal die Mittelschicht galt, die etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachte – nicht ahnten. Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebte unter der Armutsgrenze, auch wenn diese offiziell gar nicht existierte. Diese Bandenmitglieder, Stricher, Penner und andere Subversive zogen es oft vor, ihr Leben des Nachts zu leben. Dann schliefen mehr Soldaten und normale Menschen als tagsüber, so daß man noch eine Chance hatte, sich – wie auch immer – Geld zu verdienen. Ash fühlte sich hier nicht wirklich unwohl, allerdings fror und hungerte er jetzt und suchte immer noch einen Schlafplatz. Was der alte Mann gemeint hatte konnte er nicht nachvollziehen. Er hatte niemanden getroffen, der sich um ihn gekümmert hätte, noch nicht einmal jemanden, der so aussah, als könnte er Probleme machen. Aber es war ja auch egal. So wie er aussah, würde ihn des Geldes wegen jedenfalls nur ein Blinder überfallen.
Im Marktviertel konnte er ein Bad in der Menge nehmen. Sein Geruch fiel hier nicht weiter auf, sein Aussehen so wie so nicht. Er sah sich die ganze Zeit um, ob irgendwo ein Portemonnaie locker hing, doch da war er hier falsch. Die Leute hatten entweder kein Geld, oder sie versteckten es sehr gut, damit sich hier niemand daran zu schaffen machen konnte. Irgendwann gab er es auf. Außer Untertauchen konnte er hier nichts tun. Mittlerweile ärgerte er sich ein wenig, den Soldaten niedergeschlagen zu haben, denn hätte er es nicht getan, könnte er sich jetzt darauf konzentrieren, sich ein neues Leben aufzubauen.
Bissent war fast fertig mit seinen Untersuchungen. Auf dem Stick waren drei unterschiedliche DNS gefunden worden, eine davon vom Soldaten Henry Gobel, eine war registriert auf einen Johann Kaufmann, der momentan in Block A37 einsaß, zwei Stockwerke unter dem Labor. Er saß da schon seit drei Tagen, Gobel hatte ihn verhaftet. Die dritte DNS- Probe war nicht registriert, was heutzutage nur noch sehr selten vorkam. Die DNS mußte nicht vom Mörder stammen, aber es war eine Spur. Und allein die Tatsache, daß die Person nicht registriert war schien ein starkes Tatmotiv. Trotzdem half sie ihm nicht viel weiter, denn die Zelle, die den DNS- Strang beinhaltet hatte, war, wie Bissent es ausgedrückt hatte, unwertig. Jackson hatte nur verstanden, daß der Strang nicht vollständig und nur schlecht zu analysieren war, weshalb auch immer. Aber sie konnte bei der Identifizierung helfen, sollte die DNS derjenigen eines festgenommenen mutmaßlichen Täters ähneln.
Bissent spielte eine Aufzeichnung einer Überwachungskamera ab und erklärte Jackson, daß die DNS wahrscheinlich vom Täter sei, da Gobel diesen mit dem Stick berührt hatte. Dabei sei wohl ein Hautpartikel am Stick hängengeblieben. Hörte sich alles sehr unsicher an, dachte Jackson. Die DNS konnte also auch von jemand anderem stammen. Vielleicht. Er mußte nach besseren Indizien suchen.
„Was ist mit der Audio- Spur?“
„Zu laut da unten in der Bahnstation. Fast nur Rauschen. Hatte noch keine Zeit, mich damit zu beschäftigen. Wollen Sie? Da, im Nebenraum ist es leise.“ Er zeigte mit der rechten Hand auf eine Tür, die genauso dreckig weiß war wie der Rest des Labors.
Das Terminal im Nebenraum war nagelneu. Seltsam. Er dachte immer, Terminals wären so teuer, daß nur noch Großkonzerne einige neu installieren konnten. Die Technologie vieler Komponenten war angeblich verlorengegangen. NIC hatte früher ein starkes Monopol auf Halbleitertechnik. Lagerbestände waren nach der Beschlagnahmung schnell verbraucht und NIC vernichtete damals einen Großteil seiner Ressourcen, als die ganze Sache anfing. Auf jeden Fall mußte das Terminal wahrlich teuer gewesen sein. Die Armee hatte für Hochtechnologie keine eigenen Produktionsstätten, alles mußte für viel Geld eingekauft werden. Es gab auch nicht mehr viele Firmen, die sich mit Technologie beschäftigten, denn es gab niemanden, der sie bezahlen konnte. Irgend etwas war hier ungewöhnlich. Warum sollte der MOD Geld für ein neues Terminal ausgeben? Es war schneller, hatte mehr Fähigkeiten. Die Untersuchung von Verbrechen ging wesentlich schneller und besser von statten, die Möglichkeiten waren wesentlich umfangreicher. Das Terminal hatte wesentlich mehr Fähigkeiten. Audio- und visuelle Bearbeitung waren schneller, einfacher und im Terminal waren wesentlich mehr Funktionen implementiert. Nicht, daß der MOD dieses Terminal nicht gut gebrauchen konnte. Aber erstens wurden die meisten Verbrechen aufgeklärt – was ein Verdienst des MOD und seiner Überwachung war – und zweitens dürfte das Terminal mehr Geld verschlungen haben, als alle Soldaten dieser Dienststelle dieses Jahr verdient haben. Seltsam.
Bissent hatte recht gehabt. Man hörte nur Rauschen. Vereinzelt Satzfetzen, aber viele davon nicht einmal vom Soldaten Gobel oder vom Unbekannten. Jackson prägte sich das Gesicht des Täters gut ein. Er versuchte, manuell das Rauschen herauszufiltern, doch er war technisch nicht sehr versiert. Er sagte es Bissent, worauf dieser – etwas von den Störungen genervt – einen Assistenten rief.
Jackson ließ nicht locker. Der Assistent leistete gute Arbeit und das Terminal war sehr schnell und bot viele Funktionen, vor allem im Bereich Filter und Analyse, doch es ging Jackson noch nicht schnell genug. Sein Appetit war geweckt. Ein Täter ohne ID war wie ein Penner ohne Flöhe, oder eher wie eine Geburt ohne Mutter. Nein. Da mußte er anfangen zu grinsen. Es gab angeblich früher einmal auch Kinder ohne Mütter. Aber die Technik des Klonens war irgendwann in der Vergangenheit verloren gegangen. Wenn sie denn überhaupt existiert hatte.
„…deine Mutter denn überhaupt eins?“ war der erste Gesprächsfetzen, den sie herausfiltern konnten. Die Wahrscheinlichkeit, daß der Täter sich mit Gobel über wessen auch immer Mutter unterhalten hatte, war wohl recht gering. Es folgten Satzfetzen wie „…gib her!“, „Warum hast du die Karten nicht vorher geholt?“ und „Du kleines Arschloch, ich reiß dir gleich deinen fetten Arsch auf“. Die letzte Spur verfolgten sie weiter, da Jackson die Stimme des Täters hören wollte. Doch es kam schnell zum Vorschein, daß der Ablauf der Artikulation nicht mit den Bewegungen der Lippen eines der beiden Involvierten zusammenpaßte. Direkt danach – der Assistent hatte eigentlich schon längst Schluß, wurde aber von Jackson zum Weitermachen aufgefordert – hörten sie etwas wie „…blute hier nicht alles voll…“. Der Assistent versuchte, Jackson auf später zu vertrösten, bot ihm an, die Ergebnisse bis zum nächsten Nachmittag bereitzustellen. Doch Jackson verging die Zeit auch so schon zu schnell. Ihm war die Unlust des jungen Mitarbeiters egal, also gab dieser schließlich auf.
Sie analysierten diese Szene genauer und fanden recht schnell heraus, daß Gobel diesen Fetzen von sich gegeben haben mußte. Sie verglichen die Stimme schließlich noch mit einer Aufzeichnung Gobel‘s Stimme aus der Datenbank, konnten aber vom Gehör her höchstens eine Ähnlichkeit feststellen, da die Qualität der Kameraaufnahme eine eindeutige Identifizierung nicht zuliess. Ein Vergleich mit den gespeicherten Stimmustern ergab jedoch eine große Übereinstimmung. Bissents Gehilfe wischte sich zum dritten oder vierten mal den Schweiß von der weit auf den Kopf reichenden Stirn ab und war sichtlich erleichtert, als der Urheber seiner Überstunden den Kopf von den Geräten abwandte. Jackson hatte zwar immer noch keine Stimme des Täters, aber dafür etwas viel besseres: eine Idee. Vielleicht konnte er noch Blut finden und identifizieren.
Der Assistent ließ sich erschöpft und genervt in seinen Stuhl sinken und blickte Jackson nach, als dieser den Raum verließ. Weniger aus Höflichkeit, vielmehr um sich zu vergewissern, daß dieser auch wirklich verschwand, verabschiedete er sich von Jackson. Er setzte sich nun erst einmal bequem hin und seufzte.
Er erschreckte sich fürchterlich, als die Tür kurze Zeit später plötzlich aufgerissen wurde – zum Glück war es nicht wieder Jackson.

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